Liebe Patientinnen und Patienten,

Der Benediktinermönch David Steindl-Rast schreibt über das Jahr 2020:

Die Stille, die wir in diesen Tagen der Pandemie erleben dürfen, ist eine einzigartige Gelegenheit, ein Wort zu hören, das uns dringend angeht – das Wort von Menschen, mit denen wir nichts gemein zu haben meinen. Wo ich nur hinschaue in der Welt, ist die Gesellschaft heute in zwei Lager gespalten. Keine der beiden Seiten horcht auf die Gegenseite. Gerade das aber wäre not-wendig im Vollsinn dieses Wortes. Es könnte sich alles, alles wenden.

SRF Corona-WeihnachtenNach Bruder David sollten wir aufeinander „horchen“, um gemeinsam die vielen anstehenden Probleme zu lösen. Und gleichzeitig scheint es so, als wären viel von uns nicht einmal in der Lage, lautes Rufen zu vernehmen, geschweige denn zu „horchen“.

Wie sonst könnten wir es uns erklären, dass die lauten Rufe der Menschen, die im medizinischen Wesen tätig sind, einfach ungehört verklingen? Ich beobachte Menschen, die sich in der Verweigerung der korrekten Maskenpflicht und Missachtung der Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheitswesen als autonome „Freidenker“, mutige „Rebellen“, oder unabhängige „Freiheitskämpfer“ betrachten und sogar noch darauf „stolz“ sind. Was ist mit unserer Gemeinschaft passiert, wenn wir auf Rücksichtslosigkeit und Unachtsamkeit „stolz“ sein können?!

Vielleicht würden wir uns alle anders verhalten, wenn die Menschen, die auf den Intensivstationen arbeiten, nicht so „weit weg“ wären, räumlich isoliert und verhüllt von Masken, Schutzbrillen und Schutzmänteln? Was geht es UNS an? Wir wollen unsere Freiheit nicht einschränken lassen!
Erst wenn wir selbst betroffen sind, wenn wir oder unsere Angehörigen Pech haben und selbst schwer erkranken, dann erwarten wir, dass die gleichen Menschen, denen wir die Solidarität verweigert haben, (subito!) für uns da sind und uns aufopferungsvoll pflegen und aufwändig behandeln.

Ich kann verstehen, dass die Menschen im Gesundheitswesen, die jetzt bis an die Grenze ihrer Kräfte (und darüber hinaus!) gehen, die Doppelschichten leisten und auf Weihnachts- oder Neujahrsferien verzichten müssen, enttäuscht und wütend sind. Und erschöpft! So erschöpft, dass sie keine Energie mehr haben, sich zu wehren.
Helfen wir ihnen!
Indem wir uns – jeder einzelne und jede einzelne – bemühen, die Ansteckungsrate zu senken. Indem wir ihnen – ENDLICH – angemessene Löhne bezahlen und indem wir ihnen – IMMER WIEDER – für ihren Einsatz danken.

VIELEN DANK!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr und danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie uns im letzten Jahr entgegengebracht haben.

Ihre

miteinander füreinander kampagne