Liebe Patientinnen und Patienten,

ist Ihr Kind «ständig krank»? 

Ich kann mich daran erinnern, wie ich als Kind krank war und mit hohem Fieber im Bett lag, wie es mir am ganzen Körper unwohl war und wie sich Schüttelfrost mit Schwitzen abgewechselt hat. Und ebenso gut erinnere ich mich an meine Mutter, die mich bei Schüttelfrost mit mehreren Decken zugedeckt und mir heissen Tee eingeflösst hat mit den Worten „Du musst schwitzen, die Erkältung muss raus“. Wenn ich dann zu schwitzen begann, hat sie mir Essigwickel gemacht, damit das Fieber wieder sank. Und wenn ich dann völlig durchgeschwitzt war, kam der allerschönste Moment: Meine Mutter hat mir einen frischen Schlafanzug angezogen, hat die durchgeschwitzte Bettwäsche gewechselt und mich wieder ins Bett gelegt. In frischem Schlafanzug unter das steife Leintuch zu schlüpfen war das „Highlight“ jeder Erkältung und war oft genug der Moment, wo ich mich schon auf Pfefferminztee mit Zwieback oder auf die „Schleimsuppe“ gefreut habe. Nur die obligate gehackte Zwiebel neben dem Bett stank weiter vor sich hin.

Es ist völlig normal, dass Kinder 6-8 Mal pro Jahr krank sind, Kleinkinder sogar noch häufiger.
Das kann dazu führen, dass Eltern den Eindruck haben, ihr Kind sei «immer» krank.
Infekte mit Husten, Schnupfen und Fieber sind häufig und noch häufiger bei Kindern, die einen Kinderhort, den Kindergarten oder die Schule besuchen.

Die gute Nachricht ist: Es wird besser!
Die Häufigkeit dieser Infekte nimmt im Laufe des Älterwerdens ab.

Kinder sind so oft krank, da ihr Immunsystem die verschiedenen Viren und Bakterien noch nicht kennt und sie erst kennenlernen muss, um Abwehrkörper und damit eine Immunität zu entwickeln. Nebst der fehlenden Immunität, die erst noch entwickelt werden muss, bestehen bei Kindern anatomische und physiologische Unterschiede im Vergleich zu Erwachsenen. Die Schleimhäute von Kindern schwellen schneller an, der Schleim ist visköser, die anatomischen Verhältnisse sind enger, so dass banale Infekte (wie z.B. ein Schnupfen) schneller zu Symptomen führen (Schnuddernase, Karcheln beim Atmen, Husten) und ihr Fieber steigt schneller und höher an als bei Erwachsenen.

Alle diese Infekte sind im Allgemeinen völlig harmlos und heilen problemlos aus.
Ich hatte das grosse Glück, eine Mutter zu haben, die ganz gelassen war und die in der Tradition ihrer Mutter, ihrer Grossmutter und ihrer Urgrossmutter verschiedene Hausmittel kannte. Diese Gelassenheit hat sich auf mich übertragen und die Hausmittel haben auch meinen eigenen Kindern bei Infekten geholfen (auch wenn ich z.B. auf Wadenwickel verzichtet habe, weil sie sie nicht mochten. Auch die Schleimsuppe habe ich weggelassen und statt Ölwickel bei Halsschmerzen habe ich Antiphlogistine-Wickel gemacht). Die stinkende gehackte Zwiebel hat allerdings auch bei uns die Krankheiten der Kinder begleitet.
Und ich hatte das grosse Glück, dass es zur Zeit meiner Mutter und zu meiner eigenen Zeit noch kein Internet gab, wo man Dr. Google um Rat bitten kann und der aus jedem Husten eine Lungenentzündung und aus jedem Fieber eine Hirnhautentzündung macht.

Ich wünsche mir, dass auch Sie auf die Erfahrungen Ihrer Mütter und Grossmütter zurückgreifen können und dass die Tradition des gesunden Elternverstandes über Dr. Google siegt.
Um Ihnen wenigstens ein bisschen dabei zu helfen, habe ich ein Merkblatt bezüglich Prophylaxe und Therapie zusammengestellt. Sie finden es hier.

Ihre

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