Liebe Patientinnen und Patienten,

kann ich die Ohrreinigung mit «neuen Methoden» empfehlen?

Um es gleich zu Beginn zu sagen: Ein Ohr muss nur äusserlich gereinigt werden (mit einem Waschlappen) und braucht keine innerliche Reinigung. Ohrschmalz (Cerumen) entspricht dem Haut-Talg und schützt uns vor Entzündungen. Mir ist aber klar, dass (auch meine) Patienten nicht auf eine Ohrreinigung verzichten können oder wollen. Und bei den meisten funktioniert das sogar ganz gut, ohne dass sie Ohr-Probleme bekommen (kein Juckreiz, keine wiederkehrende Ohrentzündungen, keine Ohr-Pfröpfe).

neuartiger OhrreinigerIn letzter Zeit werde ich vermehrt gefragt, was ich von den neuen Ohrreinigungsmethoden halte, die überall auf den Medien angepriesen werden. Es handelt sich dabei um schraubenförmige «Ohrstäbchen», von denen behauptet wird, sie seien besser als Wattestäbchen und man würde damit den Ohrschmalz «heraustransportieren» und nicht hineindrücken.

Zu Beginn schien auch mir dieses Prinzip des «Herausdrehens des Ohrschmalzes» irgendwie «einleuchtend». Mittlerweile sind diese Produkte aber so lange auf dem Markt, dass ich die ersten Patienten sehe, die diese Ohrreinigung seit Wochen und Monaten anwenden.
Und meine Meinung ist: Diese «Drehteile» sind eine «Katastrophe»!

Cerumen im Innenohr nach Nutzung eines neuartigen Ohrreinigers

Ein Grossteil des Cerumens wird nämlich nicht «entfernt», sondern an die Gehörgangswand und gegen das Trommelfell gedrückt. Dort bleit es dann wie «Beton» kleben und eine Ohrreinigung ist nicht nur für mich als HNO-Ärztin, sondern vor allem für die Patienten schmerzhaft und extrem mühsam.

Diese Drehteile sind ähnlich wie ein «Setzholz» beim Pflanzen: Sie machen zwar eine Öffnung in der Mitte, drücken die Erde aber nach unten und zur Seite. Oder wie bei einer Erdöl-Bohrung: Es entsteht zwar eine Öffnung in der Mitte, aber die Erde wird zur Seite und nach unten gedrückt.

Oder um es auf den Punkt zu bringen: Ich empfehle diese Produkte nicht nur nicht, sondern ich rate davon vehement ab!

Ihre

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